Ein rätselhafter Patient: Die aufregende Suche nach der richtigen Diagnose – 55 wahre Geschichten (German Edition) by Heike Le Ker & Dennis Ballwieser

Ein rätselhafter Patient: Die aufregende Suche nach der richtigen Diagnose – 55 wahre Geschichten (German Edition) by Heike Le Ker & Dennis Ballwieser

Autor:Heike Le Ker & Dennis Ballwieser [Le Ker, Heike]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
ISBN: 9783462307870
Herausgeber: eBook by Kiepenheuer&Witsch
veröffentlicht: 2014-02-12T23:00:00+00:00


31 Huch!

Eine junge Mutter kommt ins Krankenhaus, weil sie in ihrem Bauch eine große, runde Wucherung tastet. Die ist schon jahrelang da und bereitet ihr keine Schmerzen. Trotzdem macht sie sich Sorgen. Nach einer Computertomografie raten die Ärzte ihr zu einer Operation. Dabei fördern sie etwas zutage, das überhaupt nicht in den Bauch der Patientin gehört.

Die 28-Jährige hat schon viele Ärzte um Rat gefragt. Ihr Bauch tut zwar nicht weh, aber sie ist sich sicher, dass etwas nicht stimmt. Schon seit Langem kann sie etwa in Höhe des Bauchnabels etwas Festes spüren. Doch bislang konnte ihr keiner der Ärzte helfen, jedes Mal ist sie ohne definitive Diagnose wieder nach Hause gegangen. Dabei war sie immer gesund. Ihr einziger Aufenthalt im Krankenhaus war die Geburt ihres Kindes vor vier Jahren. Der Kaiserschnitt verlief ohne Komplikationen, Mutter und Kind durften bald nach der Geburt nach Hause gehen.

Jetzt sucht die Frau Rat in der Universitätsklinik von Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania, wie die Chirurgen Brian Boone und Giselle Hamad berichten.Hinweis Die Ärzte dort untersuchen den Bauch ihrer Patientin: Sofort tasten sie in ihrem ansonsten weichen Bauch die beschriebene Veränderung. Es ist eine feste, verschiebbare Struktur in der Mitte des Bauches, etwa so groß wie eine Pampelmuse.

Um die mögliche Wucherung von außen genauer betrachten zu können, lassen sie Schichtaufnahmen vom Bauch machen. Die Computertomografie-Bilder zeigen, dass es sich um ein homogenes Gebilde handelt, das auf Höhe der Nieren im vorderen Bauch liegt. Es scheint eine Kapsel zu haben und möglicherweise entzündet zu sein.

Viel mehr können die Ärzte anhand der Bilder allerdings nicht sagen. Sie haben zwar bereits einen Verdacht, aber mit Gewissheit können sie noch nicht ausschließen, dass dort ein Tumor wächst. Daher raten sie der Frau zu einer Operation. Die Chirurgen wollen den Bauch öffnen, das Gebilde entfernen und es dann untersuchen.

Die Patientin ist einverstanden und wird schon kurze Zeit später operiert. Knapp unter der Bauchdecke stoßen die Chirurgen bereits auf die Wucherung. Sie ist weißlich, lässt sich leicht von der Umgebung ablösen und fühlt sich an wie ein elastischer Ball mit einer weichen Füllung – ähnlich wie eine pralle Wasserbombe mit einer dicken Haut.

Die Operateure können das Gebilde problemlos aus dem Körper entfernen. Sie legen es auf einen sterilen Untersuchungstisch und schneiden es auf. Eiter läuft heraus. Doch Blut, Nervengewebe, Muskeln, Knochen – Fehlanzeige. In der Kapsel befindet sich ein Tuch. Ein großes Operationstuch, wie es Chirurgen bei Bauch-Operationen verwenden, um Blut aufzusaugen. Das taten offenbar auch die Gynäkologen, die die Frau vor vier Jahren von ihrem Kind entbunden haben. Dabei haben sie das Tuch in ihrem Bauch vergessen.

Tupfer, Klemme oder Tuch – wie oft Ärzte Operationsbesteck im Körper ihrer Patienten vergessen, ist unklar. Denn längst nicht alle Fälle werden entdeckt und nicht jeder gemeldet. Schätzungen gehen davon aus, dass so etwas bei einem von 1000 chirurgischen Eingriffen passiert. Dabei haben die Operationsteams bereits verschiedene Kontrollen: Vor jeder OP werden alle Einzelteile, jedes Tuch, jeder Faden, jedes Skalpell, gezählt. Am Ende des Eingriffes wird zweimal gezählt, ob alles wieder da ist.

Trotzdem hat das System Lücken.



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